Ausgehend von einer detaillierten Analyse wurde ein konzeptuelles Referenzmodell erstellt, das Softwareentwickler und Softwarenutzer bei der nachhaltigen Erstellung und Nutzung von Software unterstützen soll. Das Referenzmodell „Green Software“ enthält als Teilmodelle einen ganzheitlichen Lebenszyklus für Softwareprodukte, Nachhaltigkeitskriterien und -metriken für Softwareprodukte, das Vorgehensmodell „Green Software Engineering“ sowie Handlungsempfehlungen und Werkzeuge.
„Grüne Software“ ist Software, deren direkte und indirekte negativen Auswirkungen auf Menschen, Gesellschaft und Umwelt über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg minimal sind und die bestenfalls einen zusätzlichen positiven Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten. (Übersetzt aus: Dick et al. 2010b)
Das Referenzmodell führt einen Lebenszyklus für Softwareprodukte ein, der sich im Gegensatz zu den bisherigen Lebenszyklen von Softwareprodukten, an einem ganzheitlichen Lebenszyklusdenken (Life Cycle Thinking, Abk. LCT) nach dem Motto „von der Wiege bis zur Bahre“ orientiert.
Das Ziel eines solchen Lebenszyklusdenkens ist es, bereits bei der Entwicklung von Produkten, deren ökologische, soziale, humane und ökonomische Verträglichkeit über den gesamten Lebensweg des Produktes hinweg abzuschätzen. Die so gewonnenen Erkenntnisse werden dann für eine ausgewogene Optimierung des Produkts herangezogen (vgl. Tischner et al. 2000, S. 13f.).
Ausgehend von bekannten Metriken zur Messung der Softwarequalität werden Metriken zur bewertbaren Messung der Nachhaltigkeit von Software entwickelt. Hier spielen bspw. Speicher- und Rechenzeitbedarf eine Rolle; aber auch die Netzlast, die durch eine Software generiert wird, trägt zunehmend zum „ökologischen Fußabdruck“ dieser Software bei. Zur Entwicklung der Kriterien und Metriken werden Modelle zur Messung von Softwarequalität, Modelle zur Vorgehensweise bei der Softwareentwicklung sowie der Lebenszyklusanalyse (Life Cycle Assessment, Abk. LCA, siehe Norm DIN EN ISO 14044:2006-10) herangezogen und adaptiert.
Das Referenzmodell erlaubt es, Vorgehensmodelle für die Beschaffung, Entwicklung, Betreuung von Anwendern, Wartung von IT-Systemen und Anwendung von IT-Systemen einzuordnen.
Für eine systematische Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten in der Softwareentwicklung ist derzeit eine generische Erweiterung für (fast) beliebige Softwareentwicklungsprozesse in Vorbereitung, die sich an gängige agile Vorgehensweisen zur Softwareentwicklung anlehnt (vgl. Dick, Naumann 2010).
Zur praktischen Unterstützung der handelnden Akteure werden im Rahmen des Referenzmodells Handlungsempfehlungen entwickelt und zielgruppengerecht aufbereitet. Zielgruppen sind hierbei Softwareentwickler, Softwarebeschaffer, Administratoren sowie professionelle und auch private Softwareanwender (vgl. z. B. Dick et al. 2010a; Fischer et al. 2010).
Eine umfassende Beschreibung des Modells wurde zur Veröffentlichung beim Journal of Sustainable Computing SUSCOM eingereicht. Die von den Herausgebern angenommene Fassung erhalten Sie hier: DOI: 10.1016/j.suscom.2011.06.004 oder unter Downloads
Sie verlassen die offizielle Website der Hochschule Trier