Durch die Ausbildung von Prof. Struwe als Wirtschaftsingenieur, die anschließende Assistentenzeit in einem finanzwissenschaftlichen Fachgebiet, die Berufserfahrung als Unternehmensberater in betriebswirtschaftlichen Kernbereichen und seine langjährige politische Mandatierung waren und sind die Forschungs- und Interessengebiete von Prof. Struwe vergleichsweise weit gefächert:
Die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke e. V.” als Projektträger des Bundesministeriums für Bildung und Forschung hat unser Forschungsprojekt mit Schreiben vom 04.08.2004 „zur Förderung empfohlen”.
Die Gesellschaft ist in der Pflicht, ihren Vertretern in den Aufsichtsorganen öffentlicher (zumeist kommunaler) Unternehmen die Qualifikationen zu verschaffen, die nötig sind, damit diese ihre
Verantwortlichkeiten wahrnehmen können.
Mit diesem Ziel soll in Zusammenarbeit mit geeigneten Fachgebieten, Verbänden, Behörden und Unternehmen ein Kompetenzzentrum aufgebaut werden, das den (kommunal)politischen Vertretern in den Aufsichtsgremien das notwendige
Rüstzeug vermittelt. Der Deutsche Corporate Governance Kodex, der allen Unternehmen zur Anwendung empfohlen wird, fordert denn auch in diesem Sinn: „Der Aufsichtsrat ist so zusammenzusetzen, dass seine Mitglieder insgesamt über die zur ordnungsgemäßen Wahrnehmung der Aufgaben erforderlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und fachlichen Erfahrungen verfügen.” (Deutscher Corporate Governance Kodex i. d. F. vom 2010-05-26, Zif. 5.4.1, Satz 1) Es ist kein Grund erkennbar, warum dies nicht auch und gerade für im öffentlichen Eigentum befindliche Unternehmen gelten sollte.
Politische Aktivität und ehrenamtliches Engagement – die auch in anderen Bereichen dringend professionalisiert werden müssten, wenn diese Vorleistung bezahlt werden könnte – würden durch die wissenschaftlich abgesicherte, praxisnahe Weiterbildung und Beratung an Attraktivität und Nachhaltigkeit gewinnen.
Die nach ihrer Weiterbildung sachkundigeren (Kommunal-)Politiker würden erstmals zum gleichwertigen „Sparringpartner” der hauptamtlichen Unternehmensführungen; Entscheidungen würden sachgerechter und damit wirtschaftlicher fallen, die öffentlichen Haushalte und damit letztlich die Abgabepflichtigen entsprechend entlastet. Eine bessere und vor allem kurzfristig realisierbarere Rendite ist bei kaum einer anderen Qualifizierung zu erzielen.
Hinsichtlich der Verwertung der Arbeitsergebnisse wird angestrebt, dass ein während der Projektlaufzeit zu errichtendes Kompetenzzentrum „Politische Führung öffentlicher Unternehmen” Arbeits- und Lehrmaterialien sowie Tagesseminare entwickelt und anbietet, Aufsichtsgremien und deren Mitglieder entsprechend berät und sich nach einer Einführungsphase am Markt wirtschaftlich selbst trägt.
Das Projekt verfolgt im Wesentlichen zwei Ziele:
Die in dem Projekt durchgeführte Forschung und Entwicklung erschließt einen Markt, der aufgrund seiner Komplexität bisher nicht im Fokus privater Dienstleister steht und der dringend wissenschaftlich fundierte Beratung benötigt. Zehntausende von ehrenamtlichen Politikern treffen tagtäglich für die (kommunalen) Gebietskörperschaften und ihre Unternehmen weit reichende Entscheidungen, die, denkt man bspw. nur an die Abfallwirtschaft oder die Wasserver- und -entsorgung oder an die Finanzierung dieser Entscheidungen, noch künftige Generationen binden.
Die gut 11.000 deutschen Gemeinden und Gemeindeverbände werden von einer sechsstelligen Zahl ehrenamtlicher Kommunalpolitiker regiert. Allein über die Haushalte ihrer Gebietskörperschaften entscheiden diese Kommunalpolitiker alljährlich über Investitionen und konsumtive Ausgaben in dreistelliger Milliardenhöhe. Im Zuge der Umsetzung (gar nicht mehr so) neuer Steuerungsmodelle werden immer häufiger wirtschaftliche Aktivitäten in kommunale Eigenbetriebe und Eigengesellschaften wie
ausgelagert. Dabei kommt es immer häufiger vor, dass in diesen Unternehmen ein höherer Jahresumsatz getätigt wird als im Haushalt der Gebietskörperschaft selbst ausgewiesen ist: Die insgesamt 14.764 öffentlichen Fonds, Einrichtungen und Unternehmen wiesen zum 2009-12-31 eine Bilanzsumme 1.365 Mrd. € aus, erwirtschafteten 2009 einen Umsatz von 449 Mrd. €/a und beschäftigten 2009-06-30 über 1,8 Mio. Menschen (Statistisches Bundesamt, Öffentliche Haushalte und Unternehmen, Jahresabschlussstatistik, Tab. Jahresabschlüsse öffentlicher Fonds, Einrichtungen und Unternehmen 2009 nach Aufgabenbereichen, Wiesbaden 2012 und Statistisches Bundesamt, Finanzen und Steuern, Personal des öffentlichen Dienstes 2009, Tab. 1.1., Wiesbaden 2012). Auch diese Unternehmen werden von Betriebskommissionen, Werkausschüssen oder Aufsichtsräten beraten und kontrolliert, in denen zumeist ehrenamtliche Politiker die Mehrheit haben.
Am – durchaus repräsentativen – Beispiel der Stadt Frankfurt am Main heißt das (Stadt Frankfurt am Main: Beteiligungsbericht 2011, Tab. 1 bis 3; Statistisches Jahrbuch 2011, Tab. 13.1; Produkthaushalt 2012, Stellenplan Teil E):
Eine ähnliche Entwicklung (Auslagerung von Aufgaben in Unternehmen öffentlich- oder privatrechtlicher Rechtsform) lässt sich auf der staatlichen Ebene (Bund und Länder) beobachten.
Die wenigsten Mitglieder der Aufsichtsgremien solcher Unternehmen – z. B. ehrenamtliche Kreistagsabgeordnete und Stadtverordnete, Bürgermeister und Stadträte, so genannte Sachverständige Bürger – haben die fachliche Qualifikation, um den in diesen Aufsichtsgremien wahrzunehmenden Aufgaben formal, insbesondere aber materiell gerecht werden zu können. Dies ist in zweifacher Hinsicht bedenklich:
Alternative Lösungen zu unserem Forschungsvorhaben existieren nach unserem Kenntnisstand nicht. Dass durch das Forschungsvorhaben ein offensichtlicher Bedarf befriedigt werden kann, zeigt allein schon die überraschend hohe Kooperationsbereitschaft der angesprochenen Verbände und Unternehmen.
Zwar bieten die Parteistiftungen oder auch die kommunalen Spitzenverbände vereinzelt Seminare an, die sich insbesondere mit einzelnen Rechtsfragen des öffentlichen Wirtschaftens auseinandersetzen. Diese Seminare richten sich jedoch oft nur an die Hauptamtlichen (Landräte, Bürgermeister, Verwaltungsmitarbeiter), erstrecken sich oft nur über einen Tag und blenden volks- wie betriebswirtschaftliche oder technische Fragestellungen in aller Regel aus.
Ein in sich geschlossenes, stimmiges, wissenschaftlich fundiertes und à jour gehaltenes Angebot gerade für die (ehrenamtlichen) Entscheidungsträger in den Aufsichtsgremien fehlt in Deutschland.
Am Fachgebiet arbeitet Frau Katharina Gossen, B. Sc., M. Sc., im Rahmen ihrer Dissertation an dem Forschungsprojekt.
Darüber hinaus tragen mehrere Abschluss- und Projektarbeiten von Bachelor- und Masterstudierenden zur kontinuierlichen Weiterentwicklung des Vorhabens bei.
Das Fachgebiet hat bisher folgende Kooperationspartner gewonnen:
Darüber hinaus stehen zahlreiche weitere Ansprechpartner aus staatlichen wie kommunalen Parlamenten und Verwaltungen sowie Bundes-, Landes- und Kommunalbetrieben zur Verfügung.
Wir würden uns freuen, wenn auch Sie sich mit einer ideellen und/oder finanziellen Förderung an unserem Forschungsvorhaben beteiligen. Hier finden Sie Informationen zu den Möglichkeiten der Drittmittelforschung.
Für Auskünfte zum Stand des Forschungsprojekts oder zu den Möglichkeiten einer Beteiligung steht Ihnen Prof. Struwe zur Verfügung (siehe Kontakte).
Die Veröffentlichungen von Prof. Struwe (PND-Nummer der Deutschen Nationalbibliografie: 111542723) sind chronologisch geordnet (jüngste zuletzt):
Die HAW-Professur gestern, heute – und morgen?, in: Die Neue Hochschule DNH 4/2019, Berlin 2019, S. 8 ff.
Politischer Generalsekretär und/oder Bundesgeschäftsführer?, in: Die Neue Hochschule DNH 2/2020, Berlin 2020, S. 21
Was vom Corona-Semester bleibt: Beobachtungen in bewegter Zeit, in: Die Neue Hochschule DNH 6/2020, Berlin 2020, S. 12 ff.
Die Richtung stimmt!, in: Die Neue Hochschule DNH 2/2021, Berlin 2021, S. 27
Nur Mut, werte Hochschulleitungen!, in: Die Neue Hochschule DNH 1/2022, Berlin 2022, S. 14
Zusätzlich zu den aufgeführten Veröffentlichungen sind zahlreiche Ausarbeitungen, Buchbesprechungen und Abhandlungen zu wirtschafts-, steuer- und sozialpolitischen Themen sowie verschiedenen betriebswirtschaftlichen Problemen erschienen.
Die Normdaten von Prof. Struwe finden sich in folgenden Katalogen:
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