Fast täglich wird den Berufsgenossenschaften ein elektrischer Unfall infolge von Erdarbeiten in der Nähe erdverlegter Leitungen gemeldet. Verbrennungen und Verbrühungen durch austretende Medien aus Gas- und Fernwärmeleitungen kommen hinzu. Bezogen auf ein ganzes Jahr werden den Sachversicherungen allein in Deutschland ca. 100.000 Schadenfälle an erdverlegten Netzsystemen gemeldet, für die Entschädigungen in dreistelliger Millionenhöhe geleistet werden müssen.
Neben Beschädigungen von Leitungsnetzen, deren Ursache oft in einer unzureichenden Kenntnis von Art und Lage der Leitungen liegen, treten immer wieder auch Schadenfälle auf, in denen aus Unkenntnis der historischen Nutzung des jeweiligen Untergrundes (z.B. historischer Bergbau, Nekropolen) Senkungsbewegungen bzw. abrupte Kraterbildungen auftreten. Zwar wurde der Aufbau digitaler Netzinformationssysteme in den letzten Jahren insbesondere von großen Konzernen bzw. Netzbetreibern (z.B. Telekom, Kabel Deutschland, etc.), aber auch von regionalen Energieversorgern (z.B. Energis Netzgesellschaft mbH, Pfalzwerke Netz AG etc.) und größeren Kommunen voran getrieben, jedoch können hier lediglich spezifische Informationen des jeweiligen Betreibers abgefragt werden.
Eine globale, betreiberübergreifende Dokumentation standortspezifischer Netz-Strukturen ist nach unserem Kenntnisstand aktuell nicht verfügbar. Wesentlich unbefriedigender stellt sich die Situation im Bereich der historischen Nutzung des Untergrundes dar: Lückenhafte bzw. nicht vorhandene bzw. eine ungenaue oder nicht zugängliche Dokumentation ehemaliger Aktivitäten führen bei aktuellen Erdarbeiten bzw. Baumaßnahmen immer wieder zu unangenehmen Überraschungen.
Im Rahmen des aktuellen F&E-Projektes wird demzufolge in einer ersten Phase eine Bestandsanalyse hinsichtlich der vorhandenen Dokumentationssysteme zu subterranen Strukturen durchgeführt. Zudem werden die darin enthaltenen Daten bezgl. ihrer Qualität (z.B. Lagegenauigkeit, Vollständigkeit, semantische Information) bewertet.
In einem zweiten Schritt soll anschließend ein Konzept für ein medienübergreifendes Informationssystem zur Dokumentation subterraner Strukturen erarbeitet werden. Letzteres sollte in der Lage sein, dem Nutzer (z.B. Bauunternehmer) vollständige Informationen zu den am jeweiligen Standort vorhandenen subterranen Strukturen online zur Verfügung zu stellen. Die Verfügbarkeit eines solchen Informationssystems würde folgenden Mehrwert für die Beteiligten schaffen:
Weitere Informationen bei:
Prof. Dr. Peter Fischer-Stabel
Adresse
Institut für Softwaresysteme in Wirtschaft, Umwelt und Verwaltung
Campusallee, Gebäude 9925
55768 Hoppstädten-Weiersbach
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