Ende April 2024 meldet die DAK: In den vergangenen Jahren waren in Deutschland so viele Menschen krankgeschrieben wie nie zuvor. Stark betroffen sind vor allem Jugendliche, die zunehmend an Atemwegserkrankungen leiden. Leider ist also auch 2024 keine Entspannung in Sicht.
Lehrkräftefortbildung am 18.04.24 am MINT-Campus St. Ingbert
Unter dem Motto "BNE im MINT Unterricht: MINT heute für morgen" hat die IoT2-Werkstatt deshalb mit Lehrkräften aus dem Saarland den Selbstbau von CO2-Ampeln initiiert. Schlechte Luft, d.h. mangelnde Lufthygiene lässt sich einfach durch CO2- oder VOC (volatile organic components) messen und anzeigen. Entsprechende Datenerfassung, sowie bei Bedarf auch eine Internetvisualisierung ähnlich wie in Lettland (s.u.), lassen sich von den Schülerinnen und Schülern einfach per grafischer Oberfläche selbst programmieren. So werden Algorithmen im Anwendungskontext direkt anfassbar.
Und so ganznebenbei haben wir auch die Mathematik bemüht: Schlechte Luft ist wie ein bereits einmal gegessenes Frühstück - auch ohne COVID 19 ein No-Go
Frische Luft hat ca. 400 ppm CO2, ausgeatmete Luft dagegen 40.000 ppm. Was sagt uns das nun, wenn die CO2-Ampel wie im obigen Bild fast 2.800 ppm signalisiert? Von den 2.800 ppm ziehen wir 400 ppm ab, die waren ja schon vorher in der frischen Luft. Bleiben 2.400 ppm, die aus der Ausatemluft der Klassengruppe stammen. Damit beträgt die Konzentration der Ausatemluft im Raum etwa 6 %. Oder bildlich gesprochen: Fast jeder 16. Atemzug, den wir dann einatmen, stammt aus der Lunge einer der im Raum befindlichen Personen und erhöht ggf. das Risiko einer Ansteckung. Das ist auch im Sommer wie Frühstück schon einmal gegessen. Bedarfsgerechte Lüftung im Winter ist außerdem ein sinnvoller Beitrag zum Thema Energiesparen im Bestand.
Der Workshop hat den Lehrkräften ganz konkret gezeigt, welche Kompetenzen im MINT-Unterricht gelehrt werden können (und müssen) um Jugendliche zu zukunftsfähigem Handeln im Sinne der 17 Nachhaltigkeitsziele zu ermutigen. Selbstwirksam die eigene Gesundheit schützen und dabei noch Digitalisierung verstehen.
Aktuelle MINT Hintergründe, oder warum Lufthygiene ein großes Thema bleibt:
Alles gute Gründe, sich auch in der Schule mit Ursachenforschung und Gegenmaßnahmen zu beschäftigen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat in ihrer aktuellen Risikobeurteilung (2024) bestätigt, welchen großen Einfluss dabei die Raumluftqualität in Innenräumen auf das Risiko einer Infektion hat. Lufthygiene ist der entscheidenen Faktor zur Vermeidung aller Atemwegserkrankungen: Neben kostenintensiver Raumlufttechnik (Klimanalagen) oder Feinstaubfilter (HEPA) ist vor allem eine CO2-Messung mit gesteuerter manueller Lüftung eine sinnvolle und niederschwellige Lösung im Bestand.
Professor Klaus-Uwe Gollmer, einer der Initiatoren der IoT2-Werkstatt und Workshopleiter in St. Ingbert, meint dazu: "CO2-Ampeln lassen sich einfach kaufen, aber man muss sie auch nutzen. Was ich dagegen selbst gebaut habe, das habe ich verstanden und da sehe ich ganz konkret den eigenen Nutzen von MINT (Mathematik, Naturwissenschaft, Informatik, Technik). Die Anwendung meiner eigenen Ampel macht mich stolz und selbstwirksam. Wir brauchen im Bildungssystem heute mehr denn je mehr Wirksamkeit und Lust auf Zukunft."
Vorteile einer guten Raumluftqualität:
Andere Länder sind nach der Pandemie schnell und pragmatisch in die Umsetzung gegangen und haben Initiativen zur Luftreinhaltung etabliert. Frankreich hat Regeln für öffentliche Gebäude und Schulen verabschiedet und mit dem "Environment Code for Schools" entsprechende Maßnahmen zur Überwachung eingeleitet. Lettland hat 14.000 Klassenräume im Land mit CO2-Ampeln ausgestattet, die sich Dank IoT sogar live im Internet beobachten lassen.
Wir aber wundern uns, warum die Krankenstände bei uns nicht fallen und die Digitalisierung der Schulen nicht vorankommt?
Der Umwelt-Campus ist Deutschlands nachhaltigster Hochschulstandort und bietet unter anderem Studiengänge der Informatik mit starkem Bezug zu KI, IoT und Nachhaltigkeit. Mehr Info am Tag der offenen Tür am 15.06.24.
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