RE-BUILD-OWL fokussiert sich auf den Bausektor als einen der zentralen Handlungsräume nachhaltiger Entwicklung und zirkulären Wirtschaftens, in dem aufgrund der Spezifika der Branche (u. a. Transportwege, lokale Verfügbarkeit der Rohstoffe) die Regionalisierung einen besonders großen Nachhaltigkeitshebel darstellt.
Daher sollen als initiale Akteure die Kommunen der Region Ostwestfalen-Lippe, insbesondere der Kreis Lippe, in die Lage versetzt werden, über eigene Bautätigkeiten und Akteursvernetzung, einen Impuls für einen Wissensaufbau und die Schaffung eines Marktes für zirkuläre Bauprodukte und -dienstleistungen in der Region zu geben. Hierdurch wird dem notwendigen Wandel in der Bau- und Immobilienwirtschaft hin zu einer ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft Rechnung getragen.
Dieser Wandel ist u. a. vor dem Hintergrund der schon bestehenden Ressourcenknappheit, der vorherrschenden Krisen in den Abbauländern sowie der wachsenden Weltbevölkerung bei gleichzeitig herrschendem Fachkräftemangel notwendig. Darüber hinaus werden in der Baubranche eingesetzte Rohstoffe nur in geringem Maße wieder in den Produktionsprozess integriert. Gleichzeitig produziert der Bau- und Gebäudesektor rund 40% der globalen CO2-Emissionen. Diese wachsenden Herausforderungen machen einen tiefergehenden Veränderungsprozess unumgänglich, dessen ist sich die Region Ostwestfalen-Lippe durchaus bewusst und möchte gemeinsam mit dem Partnerkonsortium und im Rahmen des Modellvorhaben grundlegend zur Umstrukturierung der Baubranche beitragen.
Der Wandel der Bau- und Immobilienwirtschaft hin zu einer ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft / Circular Economy bedeutet einen grundlegenden Umbau der derzeitigen Praxis. Das Projekt RE-BUILD adressiert diese Transformation zu einer zirkulären Bauwirtschaft in Verbindung mit dem Ziel eines hohen Anteils regionaler Wertschöpfung.
Das zentrale Ziel des Projekts RE-BUILD-OWL ist es, die Regionalentwicklung im zirkulären Bau- und Immobiliensektor zu fördern. Mit Impulsen für Netzwerk- und Wissensaufbau, werden Kommunen befähigt, zukünftig einen zunehmenden Anteil ihrer Immobilienbewirtschaftung digital und zirkulär zu handhaben. Das Modellvorhaben möchte lokale, regionale und überregionale Netzwerkpartner aus u. a. Verwaltung, Wirtschaft und Forschung für das Thema zirkuläres Bauen und den für die Transformation notwendigen Prozess aktivieren.
Vor diesem Hintergrund werden im Rahmen des Modellvorhabens folgende Zielsetzungen verfolgt:
• Praxisnahe digitale Transferplattform für kommunale Planungsakteure
• Modellentwicklung für die digitale Transferplattform anhand des kommunalen Gebäudetypus "Bildungseinrichtung"
• Planung neu denken und vornehmen - Einsparung von Ressourcen
• Steigerung der regionalen Wertschöpfung - Akteurs-Aktivierung
• Leitfadenerstellung und Vergabe zur Herstellung des Prototyps der Innovations-/Transferplattform
• Abstimmungs- und Beratungsangebote
Damit der Transformationsprozess in der Baubranche gelingen kann, müssen Erfahrung, Expertise und Engagement in der Region zusammenfließen. Bezugnehmend auf den strategischen Ansatz und die Zielsetzung wurden, zur erfolgreichen Bearbeitung und Umsetzung des Modellvorhabens RE-BUILD-OWL durch das Projektkonsortium, folgende Arbeitspakete (AP) definiert:
In AP1 finden Analysen bestehender kommunaler Strategien der (zirkulären) Bau- und Sanierungstätigkeit statt. Auch werden die entsprechenden Stoffströme und der konkrete Bestand untersucht, um Entwicklungsszenarien für eine Bauwirtschaft 2050 zu erstellen. Dieses Arbeitspaket enthält u. a. folgende Aufgaben: Identifizierung von Potenzialfeldern der kommunalen Gestaltung zirkulären Bauens für eine regionale Wertschöpfung und Kreislaufwirtschaft, Ableitung konzeptioneller und praktischer Anforderungen im Hinblick auf zirkuläre Bauprodukte und -dienstleistungen sowie Entwicklung beispielhafter Modelle regional zirkulären Bauens.
Parallel dazu wird in AP2 eine Roadmap der angestrebten Transformation entwickelt. Es beginnt mit der Aktivierung der potenziellen Nutzer, um Bedürfnisse und Anforderungen abzufragen. Aus der gemeinsame Leitbildentwicklung sowie Fach- und Strategiedialogen werden die notwendigen Funktionen für eine digitale kommunale Transferplattform (AP3) abgeleitet und münden in eine modular ausgestattete Roadmap inkl. Bildungsangeboten.
Zentrales Arbeitspaket ist das AP3, in dem die Konzepte und zentralen Funktionen der beiden Kernelemente des Projektes entworfen werfen, und zwar der digitalen Transferplattform und dem Zukunftsatlas "Zirkuläres Bauen OWL". Am Ende des Vorhabens steht ein Prototyp.
Das AP4 bildet den Rahmen des gesamten Vorhabens und vereint in sich neben der Projektkoordination auch die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, eine begleitende und summarische Evaluation sowie einen abschließenden Syntheseworkshop, in dem u. a. Leitlinien für ein interkommunales Wissensmanagement vorgestellt werden.
Das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement arbeitet in allen aufgeführten Arbeitspaketen, allerdings ist der Schwerpunkt der Tätigkeit in Arbeitspaket 1 zu sehen.
Im Rahmen der Grundlagenarbeit (AP1) fand zudem im Oktober 2022 die Begehung der insgesamt drei identifizierten Mustergebäude statt. Bei den Gebäuden handelt es sich um drei Schulgebäude im Landkreis Lippe, für diese wird die Sanierung unter energetischen und ökobilanziellen Gesichtspunkten betrachtet. Dabei zielt die energetische Sanierung auf den anspruchsvollen Passivhausstandard ab, welcher durch eine Kombination aus besonders effektiver Wärmedämmung und mechanischer Lüftung mit Wärmerückgewinnung die überwiegende Beheizung der Gebäude mit „passiven“ Wärmequellen, wie Sonneneinstrahlung und Körperwärme, vorsieht.
Mit der ökobilanziellen Untersuchung wird die Analyse der Mustergebäude auf deren vollständigen Lebenszyklus (Herstellung, Nutzung, Rückbau) erweitert und neben den Energieströmen auch die mit dem Lebenszyklus verbundenen Stoffströme erfasst und mit Blick auf ihre Umweltwirkungen (Treibhauspotenzial, Versauerungspotenzial etc.) bewertet. Vorrangiges Ziel ist hierbei, die Identifizierung und Entwicklung von Sanierungsmaßnahmen mit möglichst geringen Umweltauswirkungen.
Die Begehung bildete diesbezüglich den Ausgangspunkt für diese Untersuchungen. Der Schwerpunkt lag hierbei auf der Analyse von thermischer Gebäudehülle und Anlagentechnik, um die Möglichkeiten und Ausmaße der Verbesserung der Energieeffizienz während des Gebäudebetriebs zu bestimmen.
Die Ermittlung der über den Zeitraum des Gebäudebetriebs (Gebäude-Lebenszyklus) genutzten Betriebsenergie ist hierbei wiederum eine wichtige Referenzgröße, um den Anteil der stofflich gebundenen Grauen Energie (der Begriff Graue Energie bezeichnet die benötigte Energie für Herstellung, Transport, Lagerung, Vertrieb und Entsorgung eines Produktes bzw. Baustoffes oder Bauteils (indirekter Energiebedarf) und umfasst somit auch die Betrachtung der Vor- und Nachkette) am Gesamt- bzw. Primärenergieverbrauch innerhalb des Gebäude-Lebenszyklus zu bestimmen bzw. zu ermitteln, wie sich das Verhältnis zwischen Betriebsenergie und Grauer Energie z. B. im Zuge einer Sanierung entwickelt. Durch energetische Sanierungsmaßnahmen und zunehmender Gebäude-Energieeffizienz nimmt der Verbrauch von Betriebsenergie immer weiter ab, während die durch Sanierungsmaßnahmen gebundene Graue Energie i. d. R. zunimmt. Die über eine Sanierungsmaßnahme erreichten Einsparungen an Betriebsenergie sollten die dafür benötigten Aufwendungen an Grauer Energie dabei nach Möglichkeit stets überschreiten.
Ein von Anfang an zirkulär gedacht und gestaltetes Bauwesen bedeutet ggf. in Zukunft vor allem die Fertigung von hochwertigen, durablen und modular gefertigten Bauprodukten und -teilen. Die energetischen Mehraufwendungen können dabei jedoch mit der aufgezeigten Vergleichsmethode den resultierenden Vorteilen gut gegenübergestellt werden, um ggf. die energetische und ökologische Sinnhaftigkeit zu untermauern.
Die Kommunen in Ostwestfalen-Lippe werden durch das Modellvorhaben RE-BUILD-OWL zum relevanten Treiber einer zirkulären Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft und Vorreiter eines zukunftsfähigen, regionalen Ressourcenmanagements.
Der initiierte aktive Wissensaustausch wird zukünftig zu Übertragungseffekten in die gewerbliche und private Immobilienwirtschaft führen. Folglich hat RE-BUILD-OWL das Potenzial auch über die Projektlaufzeit hinweg nachhaltige Multiplikator- und Verstetigungseffekte auszulösen.
Das Konsortium besteht aus folgenden Projektpartnern:
Daneben wird das Projektkonsortium durch insgesamt sechs assoziierte Partner bei der interdisziplinären Umsetzung des Modellvorhabens unterstützt.
Die Partner bringen ihre fundierte Expertise, langjährige Erfahrung aus unterschiedlichen Fachbereichen, wie z. B. Betriebswirtschaft, Bauwesen, Informatik, Stoffstrommanagement, Kreislaufwirtschaft, Normierung und ihre fachorientieren Netzwerke in das Vorhaben ein. Gemeinsam möchte das Projektkonsortium die Bauwende in OWL aktiv gestalten und transformieren.
Projektleitung:
Prof. Dr. Peter Heck, geschäftsführender Direktor IfaS
Projektmanagement:
Thomas Anton | Tel.: 06782 17 1571 | E-Mail: t.anton@umwelt-campus.de
Manuel Schaubt |Tel.: 06782 17 1488 | E-Mail: m.schaubt@umwelt-campus.de
Das Modellvorhaben (Laufzeit 2021 – 2023) wird über das Bundesprogramm „Ländliche Entwicklung (BULE)“ im Rahmen der gemeinsamen Förderinitiative “Region gestalten - Heimat 2.0“ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung gefördert. Im Rahmen der Förderinitiative werden strukturschwache ländliche Regionen unterstützt, welche mithilfe von digitalen Ansätzen zur Daseinsvorsorge, zur Lebensqualität und folglich zur Zukunftsfähigkeit des ländlichen Raumes nachhaltig beitragen.
Homepage des Modellvorhabens:re-build-owl.de
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