Pressemitteilung

Wie sich die Artenvielfalt in Europa lokal verändert

Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Stefan Stoll vom Umwelt-Campus Birkenfeld untersucht insbesondere Fische und wasserlebenden Wirbellose in Fließgewässern. Zur letzten Gruppe gehören unter anderem Wasserinsekten, Krebse, Schnecken und Muscheln. Diese Gruppen sind in Deutschland sehr artenreich, insgesamt sind mehr als 5000 Arten bekannt. Foto: W. Remmers
Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Stefan Stoll vom Umwelt-Campus Birkenfeld untersucht insbesondere Fische und wasserlebenden Wirbellose in Fließgewässern. Zur letzten Gruppe gehören unter anderem Wasserinsekten, Krebse, Schnecken und Muscheln. Diese Gruppen sind in Deutschland sehr artenreich, insgesamt sind mehr als 5000 Arten bekannt. Foto: W. Remmers

-  Umwelt-Campus Birkenfeld beteiligt an Auswertung von über 150 Langzeitmessreihen aus 21 Ländern

Der Rückgang der Artenvielfalt ist eine der großen weltweiten Herausforderungen unserer Zeit. Ein internationales Team, dem auch Prof. Dr. Stefan Stoll von der Hochschule Trier, Umwelt-Campus Birkenfeld angehörte, wertete einen einmaligen Datensatz von 161 Langzeitmessreihen von 6200 marinen, terrestrischen und im Süßwasser lebenden Arten in 21 europäischen Ländern aus. Die Wissenschaftler*innen zeigen in der aktuell im renommierten Fachjournal „Nature Communications“ erschienenen Studie, dass sich lokale Biodiversitätstrends in Europa teilweise erheblich von globalen Mustern unterscheiden. Die Ergebnisse der Studie haben Auswirkungen auf die Erstellung von wirksamen Schutzkonzepten.

Global scheint der Trend klar: Seit Jahren nimmt weltweit die Artenvielfalt in nahezu allen Tier- und Pflanzengruppen besorgniserregend ab. „Lokal ist dies etwas komplexer – hier spielen Faktoren vor Ort, wie beispielsweise der Verlust seltener Arten sowie die Ansiedlung neuer Arten, eine große Rolle für das Gesamtergebnis“, erklärt Prof. Dr. Peter Haase vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, der die Studie gemeinsam mit Erstautorin Dr. Francesca Pilotto, ebenfalls Mitarbeiterin von Senckenberg sowie der Universität Umeå in Schweden, leitete. Die Auswertung zeigt, dass sich an vielen Orten in Mittel- und Südeuropa weder Artenvielfalt noch Anzahl der Arten und Individuen verändert haben, während in Nordeuropa vielerorts sogar ein Anstieg in Vielfalt und Artenzahlen zu beobachten ist. Letzteres ist unter anderem auf die steigenden Temperaturen im Zuge des Klimawandels zurückzuführen. Zudem ist in weiten Teilen Europas ein Austausch der bisherigen Flora und Fauna durch neue, häufig an wärmere Gebiete angepasste Arten zu beobachten. Die Autor*innen geben diesbezüglich in ihrer Studie auch zu bedenken, dass die meisten Messreihen frühestens in den 1980er Jahren starteten und zu diesem Zeitpunkt der weltweite Artenverlust bereits in vollem Gange war.

"Entgegen dem globalen Trend nahm regional im Bereich des Nationalparks Hunsrück-Hochwald zum Beispiel die Artenvielfalt in den Gewässern in den vergangenen Jahren deutlich zu, was vor allem mit der Erholung der Natur von den Auswirkungen des sauren Regens zu tun hat, der in den 1970er und frühen 80er Jahren zu einem dramatischen regionalen Artenverlust geführt hat", erläutert Prof. Dr. Stefan Stoll vom Umwelt-Campus Birkenfeld, Hochschule Trier, einer der Mitautoren der Studie.

Die Mehrzahl der untersuchten Standorte gehört zum globalen Netzwerk „Long-Term Ecological Research (LTER)“, einem internationalen Zusammenschluss zur langfristigen, interdisziplinären Umweltbeobachtung, in dem auch der Umwelt-Campus Birkenfeld zusammen mit dem Nationalpark aktiv ist. Das Team fordert auf Grundlage ihrer Ergebnisse einen Ausbau und eine Verdauerung der Langzeitmessreihen um den Wandel in den Artgemeinschaften langfristig zu erfassen, sowie eine Vereinheitlichung der Messmethoden möglichst europaweit, so dass Daten und Trends noch besser vergleichbar werden. Diese Grundlagendaten sind wichtig um für die einzelnen Regionen und ihre Tier- und Pflanzenarten sinnvolle konkrete Schutzmaßnahmen zu entwickeln.

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