In ländlichen Gebieten hat in den letzten Jahren die demographische Entwicklung und der Rückgang der Nahversorgung zu einer Verschlechterung der Lebensqualität geführt. Das Forschungsprojekt „LandLeuchten“ des Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier hatte es sich zum Ziel gesetzt, diesem Trend durch smarte, vernetzte und mobile Dienste entgegenzuwirken. Hierbei wurden logistische Dienstleistungen wie ein mobiler Kiosk oder die Lieferung regionaler Lebensmittel entwickelt und durch eine effiziente Nachfragebündelung ergänzt. Darüber hinaus wurde zur Vernetzung von Kunden und Anbietern in einer Region das System „Fides“ für digitale Verträge entwickelt.
Fides ist ein neuartiger Ansatz für Smart Contracts, welcher sichere und vertrauenswürdige digitale Kommunikation ermöglicht. Smart Contracts sind Protokolle oder Anwendungen, die zwei Parteien verpflichten, sich vor Aufnahme der Kommunikation auf einen festen Ablauf zu einigen. Durch die Verwendung moderner Verschlüsselungs- und Signaturverfahren ist die Sicherheit der Kommunikation gewährleistet. Fides Verträge können im Gegensatz zu herkömmlichen Ansätzen in natürlicher Sprache verfasst und somit auch von Personen ohne Programmierkenntnisse verstanden und eingesetzt werden. Zudem kann Fides sogar in abgeschiedenen Regionen ohne Internetabdeckung über alternative Funktechnologien wie LoRaWAN verwendet werden. Ein unabhängiges Rechtsgutachten der Universität Frankfurt unter der Leitung von Prof. Dr. Indra Spiecker gen. Döhmann hat bestätigt, dass die in Fides verwendeten Contracts genutzt werden können, um rechtlich bindende Verträge zu schließen.
Im LandLeuchten-Projekt wurde Fides bei der Abwicklung verschiedener Bestellprozesse und regionaler Dienste eingesetzt und getestet. Für eine einfache Nutzung wurde ein intelligenter, digitaler Marktplatz entwickelt, der als Katalog für lokale Angebote und Dienstleistungen dient und Empfehlungen für passende Angebote gibt. Es wurden mehrere Feldversuche durchgeführt, bei denen unter anderem Eisbecher vom lokalen Eiscafé Venezia bestellt, Räume in einem regionalen Schulungsgebäude gebucht und ein mobiler Kiosk zu Wanderparkplätzen geordert wurde. Das Projekt umfasste auch die Entwicklung einer intelligenten Tourenplanung, um die Effizienz der verschiedenen Mobilitätsdienste zu erhöhen.
Am LandLeuchten-Projekt wurde am Umwelt-Campus durch Prof. Dr.-Ing. Guido Dartmann geleitet und beteiligt waren Lars Creutz, der für die Entwicklung von Fides hauptverantwortlich war. Unterstützt wurde er hierbei von Jens Schneider, der auch ein autonomes Hauspost Fahrzeug für die Szenarien in LandLeuchten angepasst hat. Außerdem beteiligt war Sam Kopp, der den digitalen Marktplatz und die graphischen Benutzeroberflächen für die Feldversuche entwickelt hat. Das Konsortium des Gesamtprojekts bestand, neben dem Umwelt-Campus Birkenfeld, aus der PSI Logistics (Konsortialleitung), den beiden Instituten WZL und HCIC der RWTH Aachen und Innoloft.
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