Dass die Wirtschaft wachsen und die Umwelt gleichzeitig geschont werden kann, ist längst keine Utopie mehr. Das wurde am Mittwoch bei der neunten Kreislaufwirtschaftskonferenz deutlich, die am Umwelt-Campus Birkenfeld stattfand. 200 Experten aus aller Welt tauschten sich dort auf Einladung des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) zum Thema nachhaltiges Wirtschaften aus.
Hochschulpräsident Prof. Norbert Kuhn zeigte sich in seiner Begrüßungsansprache erfreut darüber, dass die Konferenz am Umwelt-Campus stattfindet und betonte, dass die Bildungsstätte ein überaus erfolgreicher Standort der Hochschule Trier sei. Landrat Matthias Schneider verwies auf die letzte Konferenz des Weltklimarates, bei der deutlich wurde, dass man eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad nur erreichen könne, wenn man zügig Taten sprechen lasse. „Wir müssen schnell handeln“, sagte Schneider. Die Kreislaufwirtschaftskonferenz am Umwelt-Campus könne an der Basis Antworten geben auf die Forderungen des Weltklimarates. Besonders freute sich Schneider über die internationalen Besucher, die zahlreicher erschienen seien als in der Vergangenheit.
Wie umweltverträgliches Wirtschaften aussehen kann, das vorzustellen war Aufgabe von Experten wie Frank Gschwendner von der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit.
Er referierte über die Nutzung von Buschbiomasse in Namibia. In dem 800 000 Quadratkilometer großen südwestafrikanischen Land sind nämlich circa 30 Millionen Hektar – eine Fläche so groß wie Italien – der Savanne von Busch überwuchert, sodass dort keine Landwirtschaft betrieben werden kann. Das Projekt Bush Controlling Biomass Utilisation (BCBU) hat das Ziel, die 300 Millionen Tonnen ungewollte, aber durchaus wertvolle Biomasse zu nutzen, um daraus zum Beispiel Holzkohle oder Hackschnitzel herzustellen. Das klappt ganz gut: Namibia exportiert jedes Jahr knapp 30 000 Tonnen Kohle. Laut Gschwendner stammt die Holzkohle, die man hierzulande in den Discountern bekommt, häufig aus Namibia. Die Verarbeitung von Buschbiomasse hat einen Mehrwert: Die Flächen werden für die Landwirtschaft nutzbar gemacht, die Energieversorgung ist gesichert und zudem klimafreundlich. Auch Arbeitsplätze werden geschaffen: 6000 Menschen sind in Namibia in der Holzkohleproduktion tätig. Die Hackschnitzel werden von der Industrie genutzt, um Prozesswärme zu erzeugen.
Aus der Biomasse wird außerdem Tierfutter hergestellt, das den Farmern dabei hilft, die Trockenzeiten, die in Namibia häufig auftreten, zu überbrücken. Langfristig plane man überdies, die Biomasse etwa zur Herstellung von Baustoffen zu verwenden, berichtete Gschwendner. Dies sei aber noch Zukunftsmusik.
Spannende Impulse gab auch Prof. Peter Heck, Geschäftsführender Direktor des IfaS. In den Städten von morgen werde nicht nur konsumiert, sondern auch produziert, prophezeite er und nannte als Beispiel Gewächshäuser auf Dächern, in denen man Gemüse und Obst anbauen kann. In manchen Städten ist das bereits der Fall. Auch merkte Heck an, dass jedes Dach Potenzial für Solarenergie habe.
Im ersten Moment etwas gewöhnungsbedürftig mag vielleicht die folgende Idee klingen: die Nutzung von Insekten als Biomasse. „Wir verbrauchen soviel Geld, um Insekten loszuwerden“, sagte Heck. Dabei seien sie nicht nur eine Essensquelle, sondern könnten auch in Kosmetik, Fischfutter, Arzneimitteln und in der Energieversorgung Verwendung finden. Verborgene Schätze finden sich dem IfaS-Geschäftsführer zufolge auch in den Abwässerkanälen: Was eklig riecht und aussieht, muss noch längst nicht nutzlos sein. So sei es beispielsweise pure Verschwendung, Urin die Toilette hinunterzuspülen und das Wasser in den Seen und Flüssen durch Hormone, Dreck und andere Stoffe in eine Art Cocktail zu verwandeln. Stattdessen könne man den Urin in Pellets umwandeln und zum Düngen nutzen. Kot wiederum könne zur Produktion von Biogas verwendet werden.
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